Vito von Eichborn
In Malente

Vito von Eichborn – Die Verlegerlegende am See

Ein drei Meter langer Schreibtisch mit Blick auf den Dieksee. Ist das nicht ein genialer Arbeitsplatz?! Vito von Eichborn schmäht den Tisch jedoch, nutzt ihn nur als Ablage. Er arbeitet lieber im Sessel, Füße hoch und mit dem Rücken zum Wasser. Die Verlegerlegende, die 1980 den Eichborn Verlag gründete, ist sich selbst genug. Die schöne Aussicht allein bringt Vito von Eichborn nicht auf neue Ideen. Die brodeln vielmehr in seinem Inneren und müssen raus. In Timmdorf bei Malente in der Holsteinischen Schweiz hat er dafür den idealen Ort gefunden. Ich habe mal „Hallo!“ gesagt und zugehört, was er zu erzählen hat.

Vito von Eichborn_ Schreibtisch
Vom Schreibtisch schaut man auf den Dieksee. Vito von Eichborn schätzt jedoch mehr Einblicke als Ausblicke.
Von Eichborns Neustarts und Glanzzeiten

Eigentlich sollte es ein Gespräch über Orte, Heimat, Inspiration und Verbundenheit werden. Doch Vito von Eichborn erzählt am liebsten querbeet: Anekdoten von Begegnungen mit Schriftstellern, von Streitereien, Leidenschaften und von Neuanfängen. Davon gibt es einige.

Seine Glanzzeiten waren die 1980er Jahre, an deren Ende er die von Hans Magnus Enzensberger herausgegebene Reihe „Die Andere Bibliothek“ übernahm und seinen intellektuellen Anspruch bediente. Im Kontrast dazu spülte er unter anderem mit Merchandisingprodukten rund um „Das kleine Arschloch“ von Walter Moers Geld in die Kassen.

Wegen privater Verpflichtungen verkaufte er den Eichborn Verlag. „Der größte Fehler meines Lebens“, wie er auch heute noch freimütig gesteht. Es folgten Intermezzi und Neustarts in Frankfurt, Hamburg und der Dominikanischen Republik.

Vito von Eichborn beim Redigieren
Vito von Eichborn in seinem Büro, einem bequemen Ledersessel mit Liegefunktion. Der ist die Schaltzentrale für seinen Ein-Mann-Verlag. Hier liest, schreibt, redigiert und layoutet er.
Kindheitserinnerungen an die Holsteinische Schweiz

Und jetzt Malente. Oder genauer Timmdorf, das schöne Dorf am Dieksee. All die tausend Bücher, von denen Vito von Eichborn nicht wenige selbst verlegt hat, fanden in der Doppelhaushälfte, die er und seine Frau Rosemarie 2007 mieteten, keinen Platz und wurden verschenkt. Von Hamburg nach Schleswig-Holstein zog das Paar der hügeligen Landschaft wegen. Und auch, weil Vito von Eichborn als Zwölfjähriger mit „die schönste Zeit meines Lebens“ in der Region verbrachte. Zunächst ein traurig-schreckliches Jahr im damaligen Plöner Schloss-Internat und dann im Krankenhaus in Eutin, „das mich wieder zusammenflickte, nachdem ich von einem Anhänger überrollt worden war und beinahe gestorben wäre“. Nicht gerade Höhepunkte für einen Heranwachsenden. Die plötzliche Aufmerksamkeit und Zuwendung während des langen Heilungsprozesses in der Klinik haben den Jungen jedoch bis ins Erwachsenenalter genährt.

Vito von Eichborns Arbeitszimmer
Weniger Literatur als vielmehr Arbeitsbücher und Utensilien reihen sich im Arbeitszimmer unterm Dach.
Vito von Eichborns Verlag heißt Vitolibro
Das Motto seines Verlags Vitolibro "Klein, aber fein" ist Programm. Der Gartenzwerg im Hintergrund sieht dem Hausherrn ziemlich ähnlich. Oder?
Um sich selbst kreisen

„Wer nicht laut ist, wird nicht gehört.“ Dieser Satz steht auf einem Prospekt seines Malenter Verlags Vitolibro und scheint Vito von Eichborn auch sonst durchs Leben zu begleiten. Als er 2007 nach Ostholstein kam, ließ er sich bald zum Gemeindevertreter wählen, um „was zu bewegen“. Das ging nur kurze Zeit gut. Inzwischen konzentriert sich der Streitbare wieder ganz dem eigenen Gestaltungsdrang, arbeitet als Lektor, Verleger, Journalist, Autor. Die Beine hoch, den Kopf voll. „Ich verzettele mich, habe 1000 Ideen auf einmal“, sagt er. Die Ruhe in seinem Domizil am See erdet ihn nicht. Eigentlich, bemerkt Vito von Eichborn, sei es egal, wo er wohne. Das Haus verlässt er eh nur selten. Er sei zu faul. Aber zu wissen, dass er umgeben von netten Nachbarn und einer sanften Hügellandschaft ist, beruhigt ihn dann doch. Der Rest geschieht von allein: „Ich habe eine angeborene Kreativität und drehe mich um mich selbst.“

Stets griffbereit - das Notizbuch
Tageszeitungen, Bücher, Stifte, Zettel und ein DIN-A4-großes Kalenderbuch für die täglichen Notizen liegen neben dem Ledersessel griffbereit.
Vito von Eichborns Kater Kalle
Kater Kalle macht glücklich. Vito von Eichborn liebt Katzen. In seinem neuen Kinderbuch, an dem er gerade arbeitet, spielt eine Katze eine Hauptrolle.

Mehr zu Vito von Eichborn und seinem Verlag Vitolibro findet ihr hier und hier.

 

Dir hat der Artikel gefallen? Dann teile ihn direkt mit deinen Freunden!