Urban Art goes Malente – Ganz schön bunt hier
Was treibt einen Großstadt-Künstler nach Malente? Lothar Mattejat hat seinen Wirkungskreis von der Hamburger Schanze, dem Viertel, welches beim G20-Gipfel 2017 in Flammen aufging, aufs Land in die Holsteinische Schweiz verlegt, „der schönen Landschaft wegen“, wie er sagt. Das klingt kurios, wenn man weiß, dass der Urban Art Künstler, DJ und Musiker jahrzehntelang als Underground-Kreativer in Hamburg und der Welt unterwegs war und Kunstprojekte sowie Galerien gründete, die weit entfernt vom Establishment, ja sogar fern der alternativen Kunstszene existierten.
Der unabhängige Geist belegt Orte, um Freiräume zu schaffen. Oder umgekehrt. Bis vor einigen Jahren waren das beispielsweise Flächen in Abrisshäusern, die Künstlergruppen um Lothar Mattejat zwischennutzen konnten. Mit dem A-Modul *entwarf er eine 4 x 6 Meter große, transportable Einraumzelle, die alles hat „was der Mensch zum Leben braucht“: Küche, Schlafstätte, Arbeitsplatz. Sie wirkt in ihrer Modernität beinahe wie ein Ufo und ist in einem Hamburger Schrebergarten zwischengelandet.
In Malente hat der Umtriebige Lagerhallen erworben. Dort gestattet er sich die Freiheit, in Ruhe, abseits des Getöses, arbeiten zu können. Seinen bisweilen großformatigen Bildern tut das gut, hier gibt es genug Raum und Licht.
Die farbenprächtigen Arbeiten sind überbordend voll mit Figuren, Labyrinthen, Panzern, Kampfflugzeugen, Zwischenwesen. Beim genauen Betrachten jedoch entdeckt man Ordnung und Symmetrie im scheinbaren Chaos, erkennt Kodierungen und Dekodierungen von Gefühlen, Beziehungen und Zuständen sowie die Lust des Künstlers am Absurden.
Von A.R. Penck lernen
Lothar Mattejat bringt mit feinen Pinseln Öl auf Leinwand. „Ich male unabhängig vom Markt“, sagt er selbstbewusst. Zufälligerweise ist seine Stilrichtung dennoch gerade populär und er selbst ist auf Plattformen wie etwa SaatchiArt aus London oder ArtBox in der Schweiz zu finden. Letztere haben eine Auswahl seines Schaffens mit auf die Art Miami genommen, die Art Basel folgt.
Malente bildet nicht gerade ein urbanes Umfeld für einen Urban-Art-Künstler, zu denen Mattejat sich rechnet. Sanfte Hügellandschaften, idyllische Dörfer und bezaubernde Seen kommen in seinen Arbeiten jedenfalls nicht vor. Sein Kopf sei voll genug, sagt Mattejat und zitiert sinngemäß A. R. Penck bei dem er für eine Zeit sein Handwerk lernte und stets Inspiration findet: „Viel im Bild, viel im Kopf. Leere Bilder, leerer Kopf.“