Gut Rachut - Herrenhaus
Besondere Orte,  In Malente,  Landpartie

Ein Besuch auf Gutshof Rachut

Schleswig-Holstein hat viele schöne Gutshöfe. Wie beispielsweise Gut Rothensande (oder – wie es jetzt heißt: Gut Immenhof). Die meisten davon verschanzen sich jedoch hinter Mauern und Verbotsschildern. Nicht so Gut Rachut. Prächtige Lindenalleen führen von Malente und Eutin direkt auf die alte Hofanlage zu. Erst auf den zweiten Blick lassen sich die einzelnen Gebäude als geschichtsträchtiges und architektonisches Ensemble erkennen. 

Besucher befahren die staubige, traumhafte Allee häufig auf dem Weg zur Bräutigamseiche, einem der wenigen Bäume weltweit mit eigener Post-Adresse. Ein echter Besuchermagnet.

Allee nach Gut Rachut

Auch mir ist es so ergangen, bis ich mal genauer hingeschaut und all die alten Backsteinbauten entdeckt habe. Wie aus einem Guss scheinen sie zu sein. Und tatsächlich wurden fast alle zur gleichen Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut.

Vor einem dieser Häuser stand Manfred Kübler, der jahrzehntelang auf Gut Rachut gearbeitet hat und auch heute noch in einem der Landarbeiterhäuschen lebt. Wohnrecht auf Lebenszeit. Jedenfalls hat Herr Kübler viel zu erzählen und mich rumgeführt.

Manfred Kübler kennt Gut Rachut
Manfred Kübler kennt Gut Rachut wie seine Westentasche.
Gutshöfe und Landarbeiterhäuser
Reetdachhaus auf Gut Rachut
Das ist das Häuschen von Manfred Kübler, eine reetgedeckte Doppelhaushälfte direkt am Feld.

Ein Schmuckstück ist das alte Gutshaus, das sich schneeweiß von den roten Backsteingebäuden abhebt und schon allein vom Erscheinungsbild her den Standesunterschied zwischen den Bewohnern sichtbar macht. Eine Freitreppe führt hinauf ins Wohnhaus bzw. hinab zu den ehemaligen Arbeiterhäusern und Stallungen.

Der Bau im klassizistischen Stil wurde genau wie die Backsteinhäuser um 1905 errichtet. Seit mehreren Generationen gehört das Gehöft Familie Carstens, die es vermietet bzw. verpachtet. Samt Brunnen für den Trinkwassergebrauch.

Treppenaufgang des Herrenhauses von Gut Rachut
Gut Rachut: Die Freitreppe mündet in einem parkähnlichen Garten. Die Mieter haben es Innen wie Außen wunderhübsch zurechtgemacht.
Funktionsgebäude von Gut Rachut
Gleich neben dem weißen Gutshof stehen Funktionsgebäude in Backstein.
Im Inneren findet man die alte Schrotmühle
In diesem Haus befanden sich die Werkstätten sowie die Schrotmühle. Am Dach ist noch der Flaschenzug zu erkennen, mit dessen Hilfe die Getreidesäcke hinaufgezogen wurden.
Scheune und Trafostation von Gut Rachut
Vom Gutshaus aus gesehen: Blick auf die ehemalige Trafostation (rechts) und die großen Scheunen und Stallungen.

Landarbeiter Manfred Kübler begann 1978 auf den Ländereien von Gut Rachut zu arbeiten und zog ins Elternhaus seiner Frau. Deren Familie stand bereits bei den Besitzern in Lohn und Brot. Und wenn er heute über das Gelände spaziert, lässt er die Vergangenheit lebendig werden. Erzählt von der Schmiede und dem Ferkelstall und der Schule, die alle später zu Wohnungen umgebaut wurden.

Manfred Kübler erledigt viele Dinge auf Gut Rachut
Manfred Kübler hatte auf Gut Rachut viele Aufgaben: "Ich war auf'm Acker, beim Melken und in der Schweinemast, hab gestrichen und die Steine vom Boden gesammelt".
Erst Schule dann Glockenhaus auf Gut Rachut
Wenn die Glocke auf dem Dach des Glockenhauses (ehemalige Schule) läutete, wussten die Arbeiter auf dem Feld: endlich Feierabend.
Die Scheunen auf Gut Rachut werden noch benutzt
Die Scheunen des Guts sind teilweise noch in Gebrauch. Hier werden u.a. Korn und Saatgut gelagert.
Ferienhäuschen auf Gut Rachut
Dieses schnucklige reetgedeckte Holzhäuschen stammt wahrscheinlich aus den 1950er Jahren und wird seit ebenso langer Zeit als Ferienwohnung verpachtet, sagt Herr Kübler.
Lindenallee nach Gut Rachut
Von so einer schönen Lindenallee kann Gut Immenhof/Rothensande nur träumen. Sie führt geradewegs zum Gut Rachut.
Die Lindenallee teilt die Felder
Die Lindenallee teilt die Felder.

Die Geschichte von Gut Rachut beginnt 1776. Es folgten einige Erbpächter und Besitzer, Umbauten und Neubauten. Seit ca. 1917 ist der Hof im Besitz von Familie Carstens.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden rund 10 Hektar der 120 Hektar Land als Ausgleichsfläche für Kriegsversehrte eingefordert und es entstand die kleine, dem Gut vorgelagerte Siedlung mit insgesamt drei Straßen. Besonders schön ist die nicht asphaltierte Straße „Am Walde“, eine lange, alte Lindenallee, die Siedlung und Gut verbindet.

Rachut gehört zur Gemeinde Malente, liegt inmitten von Feldern und Wäldern ca. 3,5 Kilometer vom Ortszentrum Malentes entfernt.

Infos aus der der „Chronik von Malente-Gremsmühlen“ von Hans Joachim Bartels (Husum Verlag)

 

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