Café Voss – eine Zeitreise ins vergangene Jahrhundert
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Jedes Jahr ab Mitte Februar stellt sich die Frage: Macht das Café Voss nach der Winterpause wieder auf? Werden Hans-Georg und Christel Voss wieder Torten backen und Kännchen Kaffee servieren? Denn dem Renteneintrittsalter sind sie längst entsprungen. Glück gehabt.
Auch in diesem Jahr ist das wundervolle Café am Kurpark wieder geöffnet und feiert sogar Jubiläum. Das Fünfzigste, genau wie die Bauten des Kurparks. Ein halbes Jahrhundert steht Hans-Georg Voss in der Backstube und genau so lange stellt er die immer gleichen luftig fluffigen Torten her: Ein Traum aus Sahne, Cremes und Dosenfrüchten. Mein Liebling ist die Zitronentorte, die es nicht ganz so häufig ins Kühlfach schafft wie etwa die Schokoladencremetorte.
Die Rezepte will der 74jährige nicht herausrücken und aufs Foto möchten er und seine Frau Christel lieber auch nicht „Was soll der ganze Trubel“, sagt der Konditor trocken. „Wir wollen ja nicht von vorne anfangen, sondern aufhören und am liebsten verkaufen“.
Die über 120 Jahre alte „Villa Eritrea“ samt aller Anbauten und dem großen Garten soll verkauft werden und wird dann vermutlich, wie das immer so ist, einem Mehrfamilienhaus oder einem anderen Investorenspiel weichen müssen. Ein Grund mehr für einen Besuch bevor es zu spät ist.
Völlig aus der Zeit gefallen werden zwei Blütezeiten Malentes konserviert. Die Bäderarchitektur der vorletzten Jahrhundertwende, das Haus selbst stammt aus dieser Zeit. Und die späten 1960er Jahre. „Den Wintergarten“, erzählt Christel Voss, „haben wir 1969 eröffnet. Mein Mann und ich hatten in dem Jahr das Café von den Schwiegereltern übernommen“. Und seitdem scheint sich nicht mehr viel verändert zu haben: Die ausgeblichenen grünen Polstermöbel, die Hängelampen aus Weide und die Mustertapete bilden ein perfektes Szenario für ein Kaffeekränzchen. Herr Voss schneidet die Torten in zierliche Stücke und Frau Voss brüht den Filterkaffee frisch auf.
Während man im fast immer leeren Café durch Panormascheiben auf Götterbäume und Sumpfzypressen schaut, nimmt man die Stille wahr an diesem Ort. Hier könnte man meditieren. Doch dann wird der Kaffee serviert und ein bisschen geplaudert. Früher konnte man auch Zimmer in der Pension mieten. Das schaffen die beiden kräftemässig nicht mehr. Nur ein einziger Gast kommt noch dreimal im Jahr und bezieht die Dachstube. – Seit 50 Jahren. Das Vergnügen will man ihm nicht nehmen.
Café Voss am Kurpark
- Vom Kurpark in der Höhe der Spiegelteiche gibt es einen Ausgang direkt zum Café Voss
- Luisenstraße 8, 23714 Malente
- 04523 1551
- FÜR IMMER GESCHLOSSEN